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Unterschiede zwischen Change Management im Sport und in der Wirtschaft

„Nichts ist beständiger als der Wandel. “ Zwar kann nach wie vor nicht belegt werden, ob dieses Zitat nun vom griechischen Philosophen Heraklit (etwa 500 v. Chr.) oder doch vom britischen Naturforscher Charles Darwin (1809 - 1882) stammt, die Bedeutung dieser Aussage trifft heute jedoch mehr zu als jemals zuvor. 

Doch wie reagieren unterschiedliche Organisationen auf Wandel und gibt es wirklich den einen Wandel, der überall gleich abläuft?

In diesem Beitrag wollen wir uns mit den Unterschieden von Wandel in Sportorganisationen zu anderen Wirtschaftsorganisationen beschäftigen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Einordnung des Change Management in die Kultur einer Organisation. Vor diesem Hintergrund stellt sich zunächst allerdings die Frage:

„Ist es das Ziel des Change Managements eine Veränderung zu realisieren oder wollen wir eine Kultur entwickeln, die Veränderungen als etwas Hilfreiches und Nützliches versteht und deswegen positiv damit umgeht?“ 

Was ist Change Management?

Die Fähigkeit zur Veränderung gehört damals wie heute zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren einer Organisation. Oder wie es Darwin formulierte: „Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.“ Vor diesem Hintergrund sollten wir uns bewusst machen, dass die Rahmenbedingungen jeder Organisation ständig im Wandel sind und diese Organisationen sich daran anpassen müssen, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Insbesondere die Globalisierung und Digitalisierung haben zu einer deutlich höheren Komplexität geführt, welche Veränderungsbereitschaft in Organisationen zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren macht.

Jedoch steigt mit der Komplexität auch die Unsicherheit bei allen Betroffenen. Veränderungen lösen zunächst immer auch Risiken und Gefahren in der Wahrnehmung der Beteiligten aus, die absolut gerechtfertigt sind von deren Sichtweise.Diesen gilt es frühzeitig zu begegnen und sie für sich zu nutzen.

Für den Einzelnen bedeutet Wandel immer auch die Änderung von Gewohnheiten und Routinen. Dies löst oftmals Beharrlichkeit und Widerstand gegen die Veränderungen aus, welche oftmals im emotionalen Bereich stattfinden und sich durch offen geäußerte Bedenken, Befürchtungen, Sorgen und formulierte Ängste äußern. Der daraus resultierende Widerstand wird oftmals negativ bewertet, dabei ist dies etwas Positives, denn es gibt keine Veränderung ohne Widerstand. Uns sollte also nicht das Auftreten, sondern das Ausbleiben von Widerstand Grund zur Sorge geben. Ganz nach dem Prinzip: Reibung erzeugt Wärme und diese kann genutzt werden um Neues zu formen. Wichtig ist dabei jedoch mit den Ängsten und Sorgen der Beteiligten umzugehen und den Wandel kommunikativ zu begleiten. Dabei ist erfolgsentscheidend, dass dies auf Augenhöhe und dialogorientiert geschieht.

Change Management im Sport 

Doch inwiefern unterscheidet sich nun das Change Management im Sport von anderen Branchen? Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass es auch im Sport nicht den einenVeränderungsprozess gibt, der immer identisch abläuft.

Betrachtet man jedoch den typischen Verlauf eines Veränderungsprozesses wird dieser imSport deutlich mehr von tagesaktuellen Ergebnissen beeinflusst. Misserfolg verstärkt die Bedenken, während Erfolg sich positiv auf den Verlauf des Veränderungsprozesses auswirkt.

Betrachtet man jedoch den typischen Verlauf eines Veränderungsprozesses wird dieser im Sport deutlich mehr von tagesaktuellen Ergebnissen beeinflusst. Misserfolg verstärkt die Bedenken, während Erfolg sich positiv auf den Verlauf des Veränderungsprozesses auswirkt.

Dies führt dazu, dass die Wellenbewegung immer kurzfristigen Schwankungen ausgeliefert ist. Bei einer Serie von negativen Ergebnissen ist ein Wandel in der Organisation jedoch mit sehr hohem Aufwand verbunden.

Bernd Wahler nannte als größten Unterschied seiner Arbeit beim VfB Stuttgart zu seiner Tätigkeit bei adidas, dass es beim Fußballverein darum ging mit Emotionen zu arbeiten und sich davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Bei adidas hingegen war es immer Ziel Produkte zu Emotionalisierung und Organisationen Leidenschaft zu geben.

Emotionen durch tagesaktuelle Themen, wie Spielergebnisse, haben einen enormen Einfluss auf den Wandel in der Organisation und können sich je nach Ausgang auf dem Platz positiv oder negativ auswirken. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, sich nicht von tagesaktuellen Themen zu sehr lenken zu lassen und eine Kultur zu prägen, die sportlichen Erfolg oder Misserfolg nicht zur Grundlage des täglichen Handelns im Verein macht.

Change Management vs. Chance Culture

Doch wie gelingt es, eine Kultur zu leben, die Wandel als etwas Positives wahrnimmt?

Grundlage hierfür ist immer ein gemeinsames Leitbild mit den Werten, die in der Organisation gelebt werden sollen. Ein Leitbild dient Mitarbeitern als Anker und ermöglicht es mit Niederlagen umzugehen und diese für sich zur Weiterentwicklung zu nutzen.

Vor diesem Hintergrund sagte Bernd Wahler auf die Frage, ob es möglich ist,Veränderungsprozesse in Sportorganisationen zu gestalten: „Ich glaube schon.... Die unveränderten Anker, das sind die Werte, das Bild vom großen Ganzen und das Verstehen. Die Variablen werden von uns, von der sich veränderten Welt, vorgegeben“

Diese Variablen finden sich in der Kultur einer Organisation wieder. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass Kultur ein System ist, welches sich über die Zeit selbst stabilisiert und ständig reproduziert. Um eine Kultur des Wandels zu prägen braucht es Impulse der Führung und einen Sense of Urgency für die Mitarbeiter sich dieser Kultur zu verschreiben. Nur wenn diese Kultur des Wandels beständig gelebt wird, wird sich diese auch etablieren und Organisationen einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil schaffen.

Change Culture als Weg zum nachhaltigen Erfolg

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir Veränderung nicht mehr als gelegentlichen, sondern als dauerhaften Zustand begreifen müssen. Es geht dabei also nicht darum wiederkehrende Prozesse zu managen, sondern eine Kultur des beständigen Wandels, als Voraussetzung für die dauerhafte Bewältigung der Anforderungen der Zukunft zu installieren. 

Vor diesem Hintergrund scheint der Begriff des Change Management nicht passend, vielmehr handelt es sich um die Fähigkeit von Organisationen einen Kultur zu prägen die Veränderungen offen gegenübersteht und diese für sich zum Vorteil nutzt – eine sogenannte Change Culture. 

Die Bedeutung dieser Change Culture ist für den Sport mit seinen tagesaktuellen Ereignissen umso bedeutender und schafft es, eine Organisation, möglichst unabhängig von Spielergebnissen, zu stabilisieren.

 

Autor:

Stefan Bader,Geschäftsführer teamwerk sport GmbH

Quellen:

Die dunkle Seite des Engagements: Bernd Wahler im Interview mit Heiko Röhl, in: Organisationsentwicklung 3/18

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