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Guter Nachbar, schlechter Nachbar?

Schaute man sich den EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft an, entdeckte man Namen wie Sami, Mesut, Jerome, Shkodran oder Emre. Die Integration in unserem Land hat scheinbar funktioniert, zumindest innerhalb des Profisports. Umso mehr waren wir alle überrascht als ein Vertreter der AfD, Alexander Gauland, uns allen mitteilte das wir nicht neben einem Jerome Boateng wohnen wollten.

Will der „normale“ Deutsche wirklich keinen Nachbar wie Jerome Boateng? Oder will Alexander Gauland einfach nur Aufmerksamkeit in den Medien und nutzt hierzu alle Möglichkeiten vorhandene ober vermeintlich vorhandene Ressentiments zu nutzen? Fußballfans haben oftmals eine starke emotionale Bindung zu ihrem Lieblingsverein und zu ihrer Nationalmannschaft und so verwundert es nicht, dass viele eine starke Sympathie- bzw. Antipathie gegenüber Sportlern pflegen die entweder in ihrem Verein oder ihrer Nationalmannschaft spielen oder nicht. Doch hat dies wirklich eine Auswirkung auf die Frage wenn wir als Nachbar wollen?

teamwerk sport hat versucht diese Frage zu beantworten. Hierfür sind vor und während der Europameisterschaft in Frankreich Wahrnehmungsanalyen zu verschiedenen deutschen Spielern durchgeführt worden. Befragt wurden 300 Deutsche im Alter zwischen 14 und 69 Jahren. Untersucht wurden verschiedene Wertedimensionen, welche die Markenzuschreibungen verschiedener Nationalspieler beschreiben und damit deren Markenwerte definieren.

Folgt man den Aussagen von Alexander Gauland das „der Deutsche“ kein Nachbar von Jerome Boateng sein möchte müssten die Werte im Bereich sozialer Wahrnehmungen bei Jerome Boateng deutlich unterdurchschnittlich ausgeprägt sein. Dem kann durch die Analyse jedoch klar widersprochen werden. Mit einem Wert von 3,85 von maximal 5 weißt Boateng hier einen gut positiv ausgeprägten Wert auf. Vergleicht man diesen Wert mit denen anderer Sportler zeigt sich, dass der Wert von Jerome Boateng über dem Durchschnitt der anderen Sportler von 3,37 Punkten liegt. Jerome Boateng wird eine hohe Zuverlässigkeit (4,22) zugesprochen, dies zeigt sich auch im Vergleich mit anderen Nationalspielern wie Mario Götze (2,76) oder Mesut Özil (3,4). Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei der Vertrauenswürdigkeit ab. Mit einem Wert von 3,8 Punkten liegt Jerome Boateng hier lediglich hinter Spielern wie Bastian Schweinsteiger, der beispielsweise einen Wert von 3,97 Punkten aufweist.

Die höchste Bedeutung für die Wahrnehmung eines Sportlers hat normalerweise was auf dem Spielfeld passiert. Beispiele wie Mario Götze oder auch Mesut Özil, die auf dem Platz zu den erfolgreichsten Deutschen seit langem gehören, zeigen jedoch auf das es auch noch andere Einflussbereiche gibt um positive Wertezuschreibungen bei großen Teilen der Bevölkerung zu erhalten. Zielgerichtetes und authentisches Positionieren der eigenen Persönlichkeit hilft Sportlern sowohl kurz- als auch langfristig dabei den eigenen Produktlebenszyklus zu verlängern und erhöht damit während und nach der Karriere deutlich die Chancen auf Erfolg.

 

Autoren:

Stefan Bader, Geschäftsführer teamwerk sport GmbH

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